Zusammenfassung: Eine Legende besagt, dass man nur nach Rom zurückkehrt, wenn man eine Münze in den berühmtesten Brunnen Italiens wirft. Weil das natürlich so gut wie jeder Urlauber möchte, der die Ewige Stadt einmal gesehen hat, landen jeden Tag Tausende Geldstücke unterschiedlichster Währungen im Trevi-Brunnen. Aber wem gehört das ganze Geld?
Inhaltsverzeichnis
- Dem Glück auf die Sprünge helfen
- Bis zu 4000 Euro am Tag
- Wohin geht das ganze Geld aus dem Brunnen?
- Polizisten bewachen den Brunnen
- Wem gehört das Geld aus dem Trevi-Brunnen?
Dem Glück auf die Sprünge helfen
Man nehme eine Münze in die rechte Hand, stelle sich mit dem Rücken zum Brunnen, schließe die Augen und werfe das Geldstück über die linke Schulter ins Wasser. Nur wer sich genau an diese Vorgehensweise hält, dem ist eine baldige Rückkehr nach Rom sicher. Wer noch eine zweite Münze in den Trevi-Brunnen wirft, darf noch dazu darauf hoffen, sich in einen Römer oder eine Römerin zu verlieben, und das dritte geworfene Geldstück bedeutet gar, dass man seine neue Bekanntschaft heiraten wird.
Der romantische Brauch, dem sich kaum ein Rom-Tourist entziehen kann, geht zurück auf den US-Film „Drei Münzen im Brunnen“ aus dem Jahr 1954 von Regisseur Jean Negulesco, in dem sich nach einigen Liebesverwirrungen und diversen geworfenen Münzen am Ende drei glückliche Paare in Rom finden. Viele werfen heute nur ein Geldstück in den Brunnen. Entweder, weil sie nur den ersten Teil der Legende kennen, oder weil die beiden anderen Verheißungen ihnen nicht unbedingt verlockend erscheinen.
Bis zu 4000 Euro am Tag
Ob nur eine oder drei Münzen – Fakt ist, dass eine ganze Menge Geld im Trevi-Brunnen landet: Vor Ausbruch der Corona-Pandemie waren es etwa 4000 Euro jeden Tag, je nach Saison. Allein 2018 kamen laut „Catholic News Service“ 1,5 Millionen Euro zusammen.
Wohin geht das ganze Geld aus dem Brunnen?
Es gab eine Zeit, da gehörte das Geld aus dem Trevi-Brunnen allen; im Prinzip konnte sich jeder so viele Münzen aus dem Becken nehmen, wie er wollte, was mit Sicherheit auch viele getan haben – sehr zum Missfallen der Stadt. Im Jahr 1997 etwa wurde eine 46-jährige Römerin festgenommen, weil sie umgerechnet etwa 18 Euro Kleingeld aus dem Brunnen gefischt hatte, nach eigenen Angaben, um „Bücher und Schreibzeug für meine Kinder zu kaufen“, wie die italienische Tageszeitung „La Repubblica“ schreibt. Die Frau wurde angezeigt und sollte 1500 Euro Strafe zahlen – doch die Richter sprachen sie frei und urteilten, bei den Münzen handele es sich um „herrenloses Gut“, an dem sich jeder vergreifen dürfe.
Über die Grenzen Roms hinaus bekannt wurde ein Römer namens Roberto Cercelletta, der schnell den Spitznamen „D’Artagnan“ verpasst bekam. Cercelletta wurde mehrfach dabei erwischt, wie er im Brunnenbecken stand und sich die Taschen mit Münzen vollstopfte, einmal soll er gar 600 Euro bei sich gehabt haben. Mehrmals wurde D’Artagnan festgenommen, erhielt mehr als 500 Geldstrafen, die er jedoch nie bezahlte. Im Jahr 2001 schaffte es der uneinsichtige Kleptomane gar auf Seite eins der „New York Times“, wie die Zeitung „Il Messaggero“ berichtet.
Polizisten bewachen den Brunnen
Der Brunnen wird Tag und Nacht von Polizisten bewacht. Jeden Morgen rückt ein Team an, um all das Geld aus dem Brunnen zu holen. Dazu wird in den frühen Morgenstunden das Wasser abgepumpt, die Münzen zusammenkehrt, auf weiße Säcke verteilt und abtransportiert.
Immer wieder versuchen Menschen, sich an dem vielen Geld zu bereichern. So wurde einmal ein 21-Jähriger festgenommen, der über die Baustellen-Absperrung des Brunnens geklettert war und diverse Münzen entwendet haben soll. Weil an dem berühmten Bauwerk immer Polizisten zur Stelle sind, konnte der Dieb schnell dingfest gemacht werden – mit 90 Euro Kleingeld in den Taschen.
Wem gehört das Geld aus dem Trevi-Brunnen?
Wirklich ausrichten konnte die Stadt nichts gegen den Münz-Klau aus dem Trevi-Brunnen. 2006 schließlich erließ sie der „La Repubblica“ zufolge einen Beschluss, wonach alles Geld Eigentum der Stadt wird, sobald es im Becken gelandet ist. Gleichzeitig wurde eine Übereinkunft getroffen, dass die gesamte Summe an die römische Caritas fließt, damit diese davon wohltätige Projekte finanzieren kann. Eingesammelt wurden die Münzen seitdem durch ehrenamtliche Mitarbeiter der Caritas.
Ende 2018 jedoch wurde die Caritas laut verschiedenen Medienberichten zufolge von der Stadt darüber informiert, dass man ihr das Geld aus dem Trevi-Brunnen nicht weiter überlassen und es stattdessen für eigene Projekte verwenden werde. Der Aufschrei in der Bevölkerung angesichts dieser Pläne war so groß, dass Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi wieder zurückruderte: Sie bezeichnete die ganze Angelegenheit einem Bericht von „Catholic News Service“ zufolge als ein „großes Missverständnis“, niemand habe je vorgehabt, der Caritas die Mittel aus dem Brunnen zu entziehen.
Allerdings werde man das Einsammeln der Münzen künftig nicht mehr der Caritas überlassen, sondern damit die Azienda Comunale Energia e Ambiente (Acea) beauftragen, die städtische Energie- und Umweltbehörde. Diese sollen das Geld anschließend auch zählen, um mehr „Ordnung und Transparenz“ in den Prozess zu bringen. Die Bürgermeisterin kündigte außerdem an, dass auch das Geld aus anderen römischen Brunnen künftig an die Caritas fließen soll.