Unser Ziel ist die Toskana, doch dieses Mal ziehen wir es vor, mit dem Flugzeug die Reisezeit deutlich zu verkürzen. Von Deutschland aus ist Pisa sehr gut erreichbar und so landen wir auf dem Aeroporto Galileo Galilei. Stilecht haben wir von zu Hause aus schon einen Fiat 500 bei der Autoreservierung vorgebucht und nach dem üblichen Papierkram kann es losgehen. Pisa, dass außer dem schiefen Turm wenig Attraktives zu bieten hat, liegt bald hinter uns und es geht etwa eine Stunde weiter östlich. Dort, in den toskanischen bergen, wo Landschaft, Häuser, Menschen und Essen wie auf einer Postkarte aussehen liegt San Miniato, das Herz der weißen Trüffel.
Der französische Philosoph Brillat Savarin schrieb einst: "Der Trüffel macht Frauen zärtlicher und Männer liebenswürdiger." Wir sind gespannt – auf den Trüffel und auf San Miniato. Das winzig kleine Dorf mit seinen mittelalterlich anmutenden Häusern wird von einer alten Burg bekrönt. Die Uhren scheinen hier langsamer zu ticken und alles wirkt ruhig und entspannt. Unser Hotel in San Miniato ist bald gefunden. Von der Einrichtung bis zur Freundlichkeit der Italiener sind wir mehr als zufrieden.
Ciro, der Besitzer unserer Herberge, empfängt uns herzlich, ein paar Brocken Englisch, aber mit Händen, Füßen und viel Charme verstehen wir uns prächtig. Die Zimmer sind praktisch und einfach eingerichtet und wir haben eine herrliche Aussicht: die Berge der Toskana, überzogen mit Wäldern, Weinbergen und Feldern und die Typressen dürfen natürlich nicht fehlen. Ciro lädt uns auch gleich zum Essen ein, doch wir vertrösten ihn – wir haben uns etwas ganz besonderes ausgesucht und fahren ins Dorf.
Unser Ziel ist das Restaurant Pepereno. Wer den nicht einfach zu findenden Eingang gesehen hat, gelangt über eine Treppe in ein hell und modern eingerichtetes Kellergewölbe. Umso überraschter sind wir, welchen Ausblick wir haben. Fast alle Häuserrückseiten von San Miniato sind an den Hang gebaut, so das man nach hinten einen phantastischen Blick in die umliegenden Täler hat. Als Reisetipp können wir empfehlen: wer im Sommer kommt, unbedingt einen Tisch hinten oder auf der Terrasse reservieren lassen.
Nach der Vorspeise wählen wir aus der Karte aus. Wir entscheiden uns für das zarte Angus-Carpaccio mit weißen Trüffeln und werden nicht enttäuscht. Elegant, fein geschnitten und köstlich zubereitet ist es das beste Carpaccio, das wir je gegessen haben. Danach gibt es hausgemachte Pasta, natürlich wieder mit Trüffeln. Ein Genuss, mehr braucht man nicht sagen. Obwohl wir schon satt sind, nehmen wir noch die Fagioli, eine Spezialität der Toskana. Die weißen Bohnen werden mit Trüffeln serviert und dazu gibt es einen leckeren Vin Santo. Wir sind begeistert vom Pepereno. Spät abends geht es dann in unsere Herberge zurück und wir fallen totmüde ins Bett.
[aartikel]B00I58N9G6:right[/aartikel]Nach dem üppigen Frühstück machen wir uns wieder auf den Weg. Mit dem Auto brauchen wir nicht lang und schon kurz hinter San Miniato wartet auf uns ein Mann mit Hund – es geht auf Trüffelsuche. Ciro hat seinen alten Freund Enzo gefragt, ob er uns Il Tedesci die Trüffelsuche erklären würde. Die Vorfreude ist riesengroß – so stilecht Trüffel suchen. Italienisch-Kenntnisse sind angebracht um ein paar interessante Hintergründe zu erfahren. Im Eichenwald angekommen erzählt uns Enzo, dass die Saison trocken war – und es kaum Trüffel gab. Doch wie auf Bestellung bringt uns seine Hündin Gianni, zuvor versteckte Trüffel aus dem Gebüsch. Der weiße Trüffel aus San Miniato ist in der ganzen Welt bekannt. Der größte jemals gefundene Trüffel hier wog stolze 2520 Gramm. Die Ausbeute der Saison kommt bei weitem nicht heran, aber Enzo erzählt uns viele unterhaltsame Anekdoten und so geht der Vormittag viel zu schnell rum.
Uns knurrt so langsam der Magen. Wir setzen uns in den Fiat und fahren die Landstrasse weiter hinab ins Tal. Da entdecken wir ein schmuckes Restaurant, das Il Convio. Auf dem ersten Blick sieht es eher nach einem Touristenlokal aus, doch nach uns nach füllt sich der laden mit einheimischen Familien und uns umschwirrt italienisches Geschnatter in allen Lautstärken uns Ausprägungen. Die Vorspeise zeigt uns alles was die Toskana zu bieten hat: eingelegtes Gemüse, knusprige Bruschetta, Wurst, Schinken, Trüffelcreme und Pilze – es ist herrlich lecker. Wir bestellen usn wieder die Trüffelpasta, denn wenn wir schon einmal hier sind, wollen wir den Genuss auch voll auskosten.
Weiter ging es dann in unserem Fiat – nach Balconovese, einem kleinen Bergdörfchen, von dem Enzo uns erzählt hatte und dem dort stattfindenen Trüffelfest. Die Zufahrt ins Dorf war schon für Autos gesperrt, also blieb uns nur den Rest der Strecke per Fuß zurückzulegen. Oben angekommen wähnen wir usn in einem alten, italienischen Film. Der kleine Dorfplatz war mit ein paar Zelten und einer Bühne zugebaut. Eine nicht mehr ganz so junge Band spielte auf und zwei in die Jahre gekommene Dorfschönheiten sangen und schangen die Hüften. Dazu verkauften ein paar italienische Mamas alles was der Ofen hergab. Selten haben wir so leckeren Kuchen gegessen wie auf der winzigen Dorfstrasse von Balconovese.
Zum Abend hat uns Ciro ein kleines Ristorante im Dorf empfohlen. Anfangs waren wir etwas skeptisch, dass Essen hat uns aber völlig überzeugt. Fiori di Zucca, hausgemachte Pasta und zartes Bistecca tagliata sind ein wahrer Gaumenschmauss. Zum Abschluß überredet uns der Chef noch zum Dessert – ein viel zu saftiger, viel zu leckerer Kuchen. Auf die Waage werden wir uns in nächster Zeit nicht stellen dürfen. der Chef sprach übrigens ein sehr gutes Deutsch. Als Gastarbeiter kam er in den 60-er Jahren nach Deutschland und ist erst vor wenigen Jahren wieder zurück in die alte Heimat. Bei einem schönen Glas Wein reden wir bis tief in die Nacht bevor es in unser Hotel geht.
Am nächsten Morgen müssen wir früh auschecken. Wir bedanken uns bei Ciro für seine Hilfe und setzen uns mit wehmütigem Herz in den Fiat. Auf der Rückfahrt zum Flughafen geniessen wir noch einmal diese herrliche Landschaft. So stellen wir uns Italien vor und San Miniato ist auf jeden fall ein lohnenswertes Reiseziel.